Die Mispel – vergessenes Kleinod der Naturheilkunde

Vor Kurzem habe ich in einem Garten im Rheingau einen Obstbaum entdeckt, der mittlerweile selten geworden ist: Die Deutsche Mispel! Dieser mittelgroße Baum mit dem botanischen Namen Mespilus germanica stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum und wurde von den Römern nach Mitteleuropa in die Klostergärten gebracht. Im Mittelalter war die Mispel weit verbreitet wurde lange auch in der Volksmedizin eingesetzt. Leider ist diese Frucht heute in Vergessenheit geraten. Deshalb möchte ich in diesem Blog-Beitrag ein paar Worte zur Mispel schreiben.

Die Mispelfrüchte sehen ein bisschen so aus wie große, gelbe Hagebutten oder kleine, harte Äpfel (daher auch die Bezeichnung „Steinapfel“). Charakteristisch sind die abstehenden Fasern an ihrer Unterseite. Wegen dieser Unterseite nennt man die Mispel im Saarland auch „Hundsärsch“. Um die Früchte zu genießen, muss man bis zum ersten Frost mit der Ernte warten und erst danach ernten. Dann sollte man die Früchte einige Wochen lagern. Anschließend kann man sie zu Marmelade verkochen oder einen Saft aus ihnen herstellen. Da die Mispel nicht jedes Jahr Früchte trägt und daher nicht so ergiebig ist, spielt sie bei uns als Obstlieferant kaum noch eine Rolle. Daher wird sie als Obstbaum auch nur noch selten gepflanzt, wegen der schönen Blüten höchstens als Zierpflanze. Es gibt aber noch viele verwilderte Bäume. Allerdings wird der Baum in Südost- und Vorderasien noch angepflanzt, so gibt es in Aserbaidschan intensiv bewirtschaftete Plantagen.

Mispeln enthalten unter anderem Vitamin C, organische Säuren, Stärke, Pektin und Gerbstoffe. In der Naturheilkunde wurde die Mispel auch bei uns lange wegen ihrer harntreibenden, antioxidativen und adstringierenden Wirkung genutzt. Letzteres heißt, dass sie reizlindernd wirkt, insbesondere auf die Schleimhäute. Die Mispel kann daher bei Erkrankungen der Mundschleimhaut (z.B. Aften) oder der Magen- und Darmschleimhaut eingesetzt werden So fördert die Mispel die Verdauung und lindert Entzündungen des Magens und des Darms. In Russland werden Mispelfrüchte bei Morbus Crohn eingesetzt. 

Auch in anderen Naturheilkunden findet die Mispel Verwendung, so zum Beispiel in Japan. In buddhistischen japanischen Klöstern werden die Blätter des Mispelbaums schon seit langer Zeit verwendet. 1929 entwickelte der Japaner Kin-itsu Ito die „Ito-Thermie“. Diese „japanische Kräuterwärme“ ist eine Massagetechnik, bei der die Mispelblätter zusammen mit weiteren Kräutern erhitzt und in speziellen Metallhülsen durch Entlangstreichen auf den Körper aufgebracht werden. Diese Massagetechnik verbindet die anregende Kraft der Wärme mit der heilenden Wirkung der Mispel. Diese Behandlungsart kommt bei Schmerzen und zur Stärkung der Selbstheilungskräfte zur Anwendung.

Auch äußerlich kann die Mispel wegen ihrer adstringierenden Wirkung angewendet werden, z.B. zur Wundheilung oder für kosmetische Rezepturen (z.B. Schönheitsmasken).

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