Durch den Baobab Wald von Lobata

Heute/Gestern möchte ich über eine ganz besonders faszinierende Pflanze berichten, nämlich den Baobab-Baum (Adansonia digitata) oder auch Afrikanischer Affenbrotbaum. Er wird in Afrika auch Apotheker-Baum, Magischer Baum oder Lebensbaum genannt. Der Grund: Fast alle Teile des Baobab können genutzt werden, von den Blättern über die Rinde bis hin zu den Wurzeln. Für die afrikanische Bevölkerung ist der Baobab daher von sehr großem Wert. Alte Inschriften der Ägypter 2500 v. Chr. zeigen, dass er auch schon in der Antike als Nahrungs- oder Heilmittel eingesetzt wurde. Bei der lokalen Bevölkerung findet fast  jeder Teil des Affenbrotbaums Verwendung.

In unterschiedlichen Verbreitungsgebieten nutzt die jeweilige Bevölkerung den Baobab-Baum auch immer etwas anders. Im Senegal zum Beispiel werden die Blätter gekocht oder getrocknet genutzt, um Suppen oder Soßen anzudicken. Aber auch Tee wird aus den Blättern gemacht. Die Wurzeln werden in Sierra Leone zu einem Sud verkocht und als Aphrodisiakum genutzt. Das Fruchtmark enthält viele Vitamine, Ballaststoffe und weitere Inhaltsstoffe (Antioxidantien, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kalium). Die Frucht dient der Bevölkerung auch als ausgezeichnete Vitamin-C-Quelle. Sie wird entweder pur oder als erfrischendes, leicht säuerlich schmeckendes Getränk genossen. Die Rinde wird nicht nur zum Gerben von Leder genutzt, man stellt aus ihr auch alle möglichen Gebrauchsgegenstände her, von Seilen, Netze, Matten und Körben bis hin zum Papier. Sogar die Rinden-Asche findet Verwendung: Aus ihr stellen die Einheimischen Seife her. Um in trockenen Regionen wachsen zu können, ist der Baobab in der Lage, in seinem Stamm mehrere Tausend Liter Wasser zu speichern. Daher dient er eher als Feuchtigkeitsquelle denn als Werkstoff. Nichtsdestoweniger werden aus dem Holz Dinge wie Tabletts oder Kisten gefertigt.

Auch für Produkte der Schönheitspflege werden Teile des Baobab-Baumes verarbeitet: Aus den fettreichen Samen gewinnt man ein Öl, das reich an Palmitinsäure ist und über eine hohe oxidative Stabilität verfügt. Es wirkt feuchtigkeitsspendend und regenerierend und ist deshalb gut bei Sonnenbrand sowie für trockene Haut und Altershaut. Es gibt der Haut Elastizität, Frische und macht sie weich und geschmeidig. Als Massageöl eingesetzt wirkt es belebend bei körperlicher Müdigkeit. Das ist auch der Grund warum ich Baobab-Öl in meinem Smoothing Balm eingesetzt habe.

Ein persönliches Motiv für mich, den Baobab in meinen Produkten zu verwenden ist, dass der Handel mit Baobab für die afrikanische Bevölkerung eine wichtige Einnahmequelle geworden ist – mit dem Konsum von Baobab-Produkten unterstützt man somit auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen im tropischen Afrika. Wer einmal eine Baobab-Ernte erlebt hat, weiß, welche Bedeutung dieser Baum in Afrika hat. Ein ganzes Dorf ist dann auf den Beinen.

Normalerweise wächst der Baobab eher alleinstehend. Der Begriff Baobab-Wald ist daher etwas irreführend. Aber im Distrikt Lobata an der Nordküste von Sao Tomé wachsen so viele Baobab-Bäume auf einmal, dass man ihre Häufung ruhig als Wald bezeichnen kann. Dennoch wirkt jeder Baum auch in der Gruppe als mächtiger, majestätischer Solitär, der eine geradezu natürliche Würde ausstrahlt. Denn vom Aussehen her ist der Baobab einer der charakteristischsten Bäumen des tropischen Afrikas. Er hat einen relativ kurzen, extrem dicken Stamm. In Ostafrika und Madagaskar treten auch sehr häufig flaschenförmige Stammformen auf, bei denen sich der Stamm in wenigen Metern Höhe plötzlich stark verjüngt. Weil die Baumkrone im unbelaubten Zustand an ein Wurzelknäuel erinnert, ist die afrikanische Legende entstanden, der Baobab sei ein vom Teufel verkehrt herum gepflanzter Baum.

Weil die Rinde mit fünf und zehn Zentimeter ziemlich dick ist, kann der Baum kleinere Buschbrände relativ unversehrt überstehen. Erst mit rund acht (in Ost- und Südafrika mit 16) Jahren blüht der Baobab erstmalig. Während der sechs- bis siebenmonatigen Trockenzeit hat der Baum überhaupt keine Blätter. In der Regenzeit treibt er dann kleine grüne Blätter und weiße Blüten aus. Die Hauptblütezeit beträgt vier Wochen, die einzelne Blüte blüht dagegen nur 24 Stunden. Mit rund 270 Jahren ist der Baum mit 10 bis 20 Metern in der Höhe ausgewachsen und nimmt dann noch in der Stammdicke langsam zu. Ein Affenbrotbaum kann über 4.000 Jahre alt werden!

Nach der Inspizierung des Baobab-Waldes hatte ich mir wahrlich eine Stärkung verdient. Und so kehrte ich in Neves, einem Ort an der Nordküste Sao Tomés in der Rua Água Tóma in das Restaurant „Santola“ ein. Deren Speisekarte ist berühmt für ihre gigantischen rote Krebse, die der Kunde mit einem Holzhammer martialisch „erlegen“ muss.

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