In diesem Beitrag möchte ich kurz einige Eindrücke von meinem Besuch in der gabunesischen Stadt Lambaréné schildern, in welcher der spätere Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer sein Dschungelhospital errichtet hat. Lambaréné heist in der Sprache der Volksgruppe der Galoa so viel wie „Wir wollen es versuchen“. Und genau das wollte auch Albert Schweitzer, nämlich mit den einfachsten Mitteln Menschen helfen. Das Urwaldspital in Lambaréné ist auch heute noch aktiv. Es nimmt alle Menschen unabhängig von ihrer politischen oder religiösen Überzeugung auf. Nach Auskunft der Spitalleitung führt das Urwaldspital heute pro Jahr rund 40.000 Sprechstunden, 2.000 Operationen, 600 Geburten und 80.000 Labortests durch. Hinzu kommen 4.000 Behandlungen in der Zahnklinik. Insgesamt betreut Lambarene 5.000 Patienten pro Jahr stationär, darunter auch psychisch Kranke. Es kümmert sich besonders um die sozial Schwächsten und die Älteren sowie im „Village lumier“ um die Leprakranken. Bei der Forschung widmet man sich in Lambare insbesondere der Tropenmedizin, hier v.a. der Malariaforschung.
Von besonderem Interesse für den Reisenden sind natürlich die ehemaligen Wirkungsstätten Albert Schweitzers, die heute in musealer Form zugänglich sind. Da sieht man den ehemaligen Behandlungsraum, eine Zahnarztpraxis, Medikamentenschränke. Der Baustil ist ein Beispiel dafür, dass es Schweitzer darum ging, die Lebensgewohnheiten der Einheimischen zu respektieren. So baute er die Unterkünfte für die Patienten als eingeschossige Holzhütten. Eine andere Bauweise, z.B. als Hochhaus wäre von den Bewohnern des Urwalds nicht akzeptiert worden. Wegen der großen Hitze – Lambaréné liegt sehr nah am Äquator – wurden die Gebäude von Ost nach West gebaut, damit sie sich nicht aufheizen. Zudem gibt es keine Glasscheiben, sondern engmaschige Gitter, die gegen Mücken schützen und gleichzeitig für eine Luftzirkulation sorgen. Wer sich noch genauer über das Spital in Lambaréné informieren möchte, kann es hier tun.
Impressionen aus dem Dschungelhospital Lambaréné
Umgebung von Lambaréné: Bekanntschaft mit der Tsetsefliege
Wer in Lambaréné Station macht sollte auf keinen Fall versäumen, eine Fahrt mit dem Einbaum zur verlassenen Missionsstation Saint-François-Xavier und zu den sehr abgelegenen und einsamen Seen „Lac Evaro“ und „Lac Onangué“ zu machen, wo ein paar versprengte Fischer mit ihren Familien leben. Als mich der bekannteste der dortigen Boots- und Fremdenführer, der „Italiener“, an Flusspferden vorbei durch die Urwaldkanäle schipperte, machte ich das erste Mal Bekanntschaft mit der berüchtigten Tsetse-Fliege. Sie ernährt sich von Blut und überträgt die gefürchtete Schlafkrankheit, indem sie wie eine Bremse mit ihren Fresswerkzeugen eine sehr schmerzhafte Wunde verursacht. Im Falle einer Infektion entsteht an dieser Bissstelle eine rötlich-teigige schmerzende Wunde, die aber wieder verheilt. Erst nach Tagen, Wochen oder sogar Monaten beginnt beim Infizierten das zweite Stadium der Schlafkrankheit. Dieses ist nicht etwa durch Müdigkeit, sondern durch extreme Schlaflosigkeit gepaart mit Fieber, Schwellungen und Hautausschlägen gekennzeichnet. Erst im Endstadium dämmert der Kranke dann apathisch vor sich hin, was die Menschen dazu veranlasste, diese Krankheit „Schlafkrankheit“ zu nennen.
Tsetsefliege Gabunviper
Da es gegen die Schlafkrankheit keine Impfung gibt und die Krankheit unbehandelt unweigerlich mit dem Tod endet, hatte ich natürlich einen großen Respekt vor der Tsetsefliege. Erkennbar ist die Fliege an den sogenannten „Scherenflügeln“: Diese werden wie bei einer Schere genau übereinandergelegt, so dass sie eine Zungenform bilden. Nun hatte ich in einem Buch von Albert Schweitzer gelesen, dass diese Biester über eine tückische Durchtriebenheit verfügen: So meiden sie helle Untergründe, um nicht entdeckt zu werden. Daran musste ich denken, als sich eine Fliege auf der Kante des Einbaums nieder ließ und sofort von dem weißen Untergrund auf den schmalen Rand lief, der schwarz gestrichen war. Als sie dann noch ihre Flügel wie eine Schere zusammenklappte, schoss es mir ins Bewusstsein: Eine Tsetsefliege! Geistesgegenwärtig verscheuchte ich das Vieh und blieb den Rest der Bootsfahrt unbehelligt. Einem anderen furchteinflößenden Tier, der sogenannte „Gabonviper“ (Bitis gabonica), bin ich jedoch nicht begegnet. Diese afrikanische Puffotternart ist mit bis zu zwei Metern Länge nicht nur die längste Viper, sie ist auch die schwerste Giftschlange und hat die längsten Giftzähne. Da sie aber recht langsam ist und auch wenig Aggressivität an den Tag legt, gilt sie trotz ihres wirksamen Giftes als nicht besonders gefährlich.
Die Gegend rund um Lambaréné
Markt bei Lambaréné Mystische Atmosphäre am Lac Onangué Fischer auf dem Lac Evaro Einheimische im Einbaum Dorfszene auf einer Seeinsel Fisch wird geräuchert Verlassene Missionsstation Saint-François-Xavier Dr. Oldhaver schmaust ein einheimisches Gericht