Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich im brasilianischen Regenwald eine der ersten Jaboticaba-Beeren pflückte. Sie wuchs direkt am Stamm – ein faszinierendes Bild! Ich biss hinein und wurde von meinen brasilianischen Begleitern sofort ausgelacht. Der Grund. Man isst die Schale eigentlich nicht mit. Dabei ist doch gerade dort einer der wichtigsten Inhaltsstoffe, die Anthocyane, enthalten. Doc dazu später mehr. Auf jeden Fall spürte ich sofort die dichte Textur, das süß-säuerliche Aroma und eine überraschende Tiefe von Aromen, die meine wissenschaftliche Neugier weckte.

Herkunft & Botanik
Die Baumstammkirsche (Plinia cauliflora) ist in den feucht-warmen Wäldern Brasiliens beheimatet (z. B. Minas Gerais) und kommt auch in Paraguay, Bolivien und Nordargentinien vor. Sie wächst meist als mehrstämmiger Strauch oder kleiner Baum und erreicht Höhen von 6 bis 10 m. Die auffällige Cauliflorie – also die Bildung von Früchten direkt am Stamm – macht sie einzigartig.
Traditionelle & moderne Nutzung
Die goldbraunen Beeren mit aromatischer Schale werden in Brasilien traditionell frisch gegessen, zu Säften, Marmeladen, Weinen und Likören verarbeitet. Die Rinde findet in Heiltees Anwendung gegen Magen-Darm-Leiden, Halsschmerzen oder Asthma. Auch in der Hautpflege – als Kompresse bei Reizungen – ist sie verbreitet

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Medizinische Wirkungen & Studienlage
Jaboticaba ist reich an Anthocyanen, Polyphenolen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen. Diese wirken antioxidativ, entzündungshemmend, antidiabetisch, antimikrobiell und kardioprotektiv. Studien belegen u. a.:
Hypotonie & Gefäßrelaxation: Extrakte zeigen blutdrucksenkende Effekte .
Cholesterinspiegel & Insulinresistenz: Schalenextrakte senken LDL-Cholesterin und verbessern die Insulinsensitivität .
COPD-Behandlung: In vitro getestete Moleküle wie Jaboticabin zeigen entzündungshemmende Wirkung bei Lungenerkrankungen .
Wundheilung & antimikrobielle Wirkung: Einsatz auf Fibroblasten zeigte fördernde Wirkung auf Heilung .
Verfügbarkeit & Bezugsquellen in Deutschland
Frische Früchte sind selten, da sie schnell verderben. Daher sind Baumstammkirschen (übrigens wie Acai) bei uns auch nicht im Obsthandel erhältlich. Die einzige Chance, eine frische Baumstammkirsche zu verspeisen, besteht darin, einen eigenen privaten Strauch zu ziehen, sei es im Gewächshaus oder im Kübel. Allerdings wird man oft erst nach mehreren Jahren die erste Ernte einfahren können.

Extrakte & Pulver (mit den wertvollen Anthocyanen aus der Schal) sind dagegen online erhältlich, am ehesten in spezialisierte Shops aus den USA/Brasilien; in Deutschland finden sich wenige Anbieter im Naturkost- oder Gartenbereich – allerdings ohne intensiven Qualitätsstandard.
Fazit zur Baumstammkirsche: Sehr gesund aber hier kaum erhältlich
Die Baumstammkirsche ist weit mehr als eine tropische Kuriosität. Ihre Blätter, Rinde, Schalen und Kerne enthalten hochwirksame Anthocyane, Ellagitannine und andere Polyphenole – mit antioxidativen, entzündungshemmenden, antidiabetischen und gefäßfreundlichen Wirkungen. Erste Tier- und Zellstudien zeigen vielversprechende Ansätze, humanmedizinisch relevant zu werden – von Bluthochdruck über Diabetes-Komplikationen bis zur Augen- und Krebsprävention.
Wer neugierig ist, sollte auf geprüfte Pulver oder Extrakte setzen – idealerweise mit Standardisierung beim Anthocyangehalt. Und für ambitionierte Hobbygärtner: Der Anbau im Kübel/Glashaus lohnt sich – die ersten Früchte können nach mehreren Jahren erscheinen und sind dann ein lohnendes, sinnliches Erlebnis.